Seit einigen Saisons benutzt der SV Waldhof den Marketing-Claim „Buwe“. Die sichere Verwendung des Begriffs fällt allerdings noch einigen schwer. Hier ein kleiner Exkurs.
„Sie haben ihren Vertrag vorzeitig bis 2026 verlängert – sind also zum echten „Buwe“, wie man in Mannheim sagt, geworden?“ (Interview mit Malte Karbstein, maz-online.de)
oder
„Die Buwe erlangte mehr und mehr die Kontrolle über das Spiel.“ (aus dem Gedächtnis)
Solche oder ähnliche Formulierungen liest oder hört man hin und wieder. Sogar beim SV Waldhof selbst war man in der Vergangenheit nicht immer ganz sicher, wie der Begriff zu verwenden ist:

Jedem Mannheimer/Kurpfälzer dreht sich hier der Magen um. Man wird nicht „zum echten Buwe“, bleibt nicht „ein Buwe“ und die Buwe „erlangt“ auch nichts.
„Buwe“ – alle Kurpfälzer wissen es – ist der dialektale Begriff für „Buben“/“Jungen“. Dementsprechend ist es ein Wort in der Mehrzahl. Die Sätze heißen also richtig:
„Sie haben ihren Vertrag vorzeitig bis 2026 verlängert – sind also zum echten „Bu(b)“, wie man in Mannheim sagt, geworden?“
oder
„Die Buwe erlangten mehr und mehr die Kontrolle über das Spiel.“
Und Jan-Christoph Bartels blieb „ein Bu“. Da fragt man sich: Was soll „ein(e) Buwe“ denn sein?! Wir können beantworten, woher der Begriff der „Waldhof-Buben“ oder dialektal „Waldhof-Buwe“ kommt. Dazu unten mehr, zunächst einmal eine kleine Reise durch das Wunderland Grammatik:
Die Deklination:
Einzahl | Mehrzahl | |
Nominativ | de(r) Bu / der Bub | die Buwe / die Buben |
Genitiv | vunn demm Bu / des Buben | vunn de Buwe / der Buben |
Dativ | demm Bu / dem Buben | denne Buwe / den Buben |
Akkusativ | denn Bu / den Buben | die Buwe / die Buben |
Einige Beispielsätze (mit hochdeutscher Entsprechung):
Nominativ, Einzahl: De(r) Bu hott escht was druff. / Der Bub hat echt was drauf.
Genitiv, Einzahl: Des is de Balle vunn demm Bu do. / Das ist der Ball des Buben dort.
Dativ, Einzahl: De Träner vertraut demm Bu. / Der Trainer vertraut dem Buben.
Akkusativ, Einzahl: Denn Bu konn isch gut leide. / Den Buben kann ich gut leiden.
Nominativ, Mehrzahl: Die Buwe spiele mol widda schää. / Die Buben spielen mal wieder schön.
Genitiv, Mehrzahl: Die Leischtung vunn de Buwe war heit suppa! / Die Leistung der Buben war heute super!
Dativ, Mehrzahl: Denne Buwe trau isch nächscht Saison was zu. / Den Buben traue ich nächste Saison etwas zu.
Akkusativ, Mehrzahl: Mir werre die Buwe am Somschdaag sehe. / Wir werden die Buben am Samstag sehen.

kurze GEschichtsstunde: die „Waldhof-Buben“ auf dem „Waldhof-Sand“
Der Ursprung des Ausdrucks „Waldhof-Buben“ ist nicht so leicht zu klären. Viele bringen ihn mit dem Jahr 1983 in Verbindung, in dem der SVW mit einer blutjungen Mannschaft die Meisterschaft der 2. Liga und damit den Aufstieg in die Bundesliga erreichte. Doch bereits in der 1982 erschienen Publikation „75 Jahre SV Waldhof Mannheim 07 e.V.“ wird der Begriff verwendet. Interessanterweise schon für die 1920er Jahre und in Kombination mit dem Ausdruck „Waldhof-Schule“.
Die „Waldhof-Schule“ bezeichnete die technisch hochanspruchsvolle Spielweise auf dem Platz, der heute als „Sandacker“ bzw. als „Waldhof-Sand“ berühmt ist und dem SV Waldhof bis ins Jahr 1924 als Spielstätte diente. Der Platz lag übrigens hinter der Waldhofschule, die auch heute noch existiert.
„Mit dem Waldhof-Sand ist die Entstehung des Sportverein Waldhof aufs Engste verbunden; dieser Sand bildete den Keimboden, auf dem der Waldhof begann groß zu werden.“
(75 Jahre SV Waldhof Mannheim 07 e.V., Seite 34)
Die Mannschaften dieser „Waldhof-Schule“ wurden schon damals als „Waldhof-Buben“ bezeichnet. Da die Spieler des SV Waldhof das Fußballspiel auf den engen Straßen des Arbeiterstadtteils mit den „Kellerlöchels“ der Wohnblocks als Toren gelernt hatten, verfügten sie über eine herausragende Technik und waren so auch bei schwierigen Platzbedingungen dem Gegner oftmals überlegen.

Ein Liedchen zum Schluss
Um das Anliegen nochmal zu untermauern, hier der Beginn eines bekannten Mannheimer Volksliedes. Besonderes Augenmerk ist auf die Verwendung des Begriffs „Buwe“ in Kombination mit einem Verb in der Mehrzahl zu legen:
„Mir sinn die Monnema Buwe, die stärkschte vunn de Gass
wer uns Monnema Buwe kennt, des is ä edli Rass
kä Schlippsche un känn Krage, ja des is uns viel zu dumm
mir borzle doch de ganze Daag im Schtroßegrawe rum“
😉